Val Grande: Klassische Durchquerung 30.Juli-2.August'13
1.Tag: Malesco – All’Erta – Bocchetta di Vald – Alpe Vald
Nach der langen Anreise treten wir in Malesco 764m mit unseren schwer beladenen Rucksäcken gespannt die Wanderung in die ungewisse Wildnis vom Nationalpark Val Grande (zwischen Domodossola und Lago Maggiore) an. Dieses Gebiet mit seinen langen und verwinkelten Tälern wurde früher intensiv für die Alp- und Forstwirtschaft genutzt und wegen den kriegerischen Aktivitäten nach dem Zweiten Weltkrieg völlig entvölkert. Seither verwandelt sich diese ehemalige Kulturlandschaft dieser grandiosen Landschaft in eine Wildnis. Wo findet man dies heute noch, ca. 2 Tagesmärsche von der nächsten Zivilisation entfernt zu sein? Wir werden nun von Nordosten Richtung Südwesten durch das Zentrum vom 1992 geschaffenen Nationalpark wandern. Da die unbewarteten Bivacchis oft eher klein und sehr einfach eingerichtet sind und wir während der Ferienzeit viele Wanderer erwarten, haben wir uns entschlossen unsere kleinen Zelte und Kochmaterial mit zu nehmen. Wasser scheint man überall zu finden, sogar dasjenige aus den Bächen kann meist bedenkenlos getrunken werden. Die Routen sind markiert, aber wegen der üppigen Vegetation oftmals nicht einfach erkennbar. Die erste Etappe führt uns durch angenehm schattigen Buchenwald entlang vom Rio Basso Richtung Nationalpark. Hier werden noch Kühe gesömmert und auch Alpkäse produziert. Nach dem anstrengenden Anstieg über die Bocchetta di Vald 1‘823m wandern wir runter zur schön gelegenen Alpe di Vald1‘384m, welche von einem Einsiedler bewohnt wird. Gemütlich stellen wir hier unsere Zelte auf und geniessen während dem Kochen in „unserer“ Outdoorküche die letzten Sonnenstrahlen.
2.Tag: Alpe di Vald – in la Piana – Alpe Val Gabbio
Die Nacht war kühl und umso dankbarer bin ich über das Zelt und meinen kleinen Daunenschlafsack. Glücklicherweise werden wir auch schon während dem Frühstück mit den ersten Sonnenstrahlen beglückt. Gemütlich packen wir zusammen und machen uns schon schweissgebadet an den Abstieg von der Alpe di Vald1‘384m hinunter nach in la Piana 960m. Auch heute geht’s meistens durch teilweise recht steilen Buchenwald und an ausgesetzten, feuchten Stellen treffen wir sogar auf Sicherungsketten, welche den rutschigen Durchgang vereinfachen. Manchmal müssen wir auch Bäche ohne Brücke überqueren. Dank dem geringen Wasserstand geht’s oft problemlos von Stein zu Stein, aber aufgepasst den Weg muss man manchmal sehr gut suchen ;o)! Einige schöne Badestellen in den Bächen locken zum erfrischenden Bad, doch ist es noch zu früh, denn unsere ursprüngliche Etappe ist auch heute noch sehr lang. Bei in la Piana hegen wir die Idee einen Zusatztag einzulegen und die Etappe im Val Gabbio für heute zu beenden und einen entspannenden Badenachmittag zu machen. Glücklicherweise werden wir in der Nähe vom Bivacco Alpe Val Gabbio 980m fündig und stellen unsere Zelte am schön gelegenen Bachufer auf. Überall gibt’s Badetümpel….leider ist das Wasser doch etwas gar kühl um stundenlange drin zu sein, dafür gibt’s eine entspannende Hotstone-Massage beim Sünnele auf den aufgeheizten Steinen. Das sind entspannende Ferien…..einfach herrlich!
3.Tag: Alpe Val Gabbio – Alpe Serena – Alpe della Colma
Erholt von unserer gestrigen „Wellness-Etappe“ machen wir uns heute wieder bei Zeiten an den Weiterweg. Ein steiler Zickzackweg bringt uns schweisstropfenentlockend durch den Buchenwald nach Colletta 1‘270m hinauf, wo wir auf Überresten der alten Holzerseilbahn stossen. Unterhalb der verfallenen Alpe Serena 1‘320m verlassen wir den schattenspenden Buchenwald und bewegen uns nun durch Heidelbeeren und Alpenrosenstauden. Wir geniessen das letzte prickelnde Bad für die nächste Zeit und kämpfen uns den steilen, mit Nesseln und Farn, überwachsenen Pfad Richtung Alpe della Colma 1‘728m hinauf. Unterwegs sammeln wir von den himmlisch schmeckenden Heidelbeeren, damit wir am Abend unsere Vanillecrème reichlich verfeinern können.
Nachdem wir unsere Zelte aufgestellt und uns mit einer Suppe gestärkt haben, machen wir uns mit überaus leichtem Rucksack an den Ausflug zum geschichtsträchtigen Pizzo Proman 2‘098m. Abwechslungsreich führt uns der Pfad teilweise sehr ausgesetzt um den Moncucco herum. Später geht’s auf gut erhaltenen, im ersten Weltkrieg angelegten Militärsträsschen dem aussichtsreichen Gipfel entgegen, wo wir auch auf Schützengräben der damaligen 700km langen Verteidigungslinie Linea Cadorna treffen. Die wunderbare Aussicht und die angenehme Temperatur laden zum Verweilen ein, doch die Zeit ist schon fortgeschritten und der Rückweg noch recht lang. So machen wir uns doch bald einmal an den Abstieg zurück zur Alpe della Colma, wo wir nach dem Kochen die tolle Abendstimmung am Monte Rosa Massiv bestaunen können.
4.Tag: Alpe della Colma – Alpe la Motta – Alpe Lüt – Premosello
Die Sonne lockt uns heute Morgen aus unseren Zelten raus und ein gewaltiger Ausblick zum Monte Rosa Massiv lässt uns den Atem anhalten. So genial! Nach dem Frühstück und dem morgendlichen Zusammenpacken geht’s leider an den Abstieg und langsam, Schritt um Schritt, kehren wir zurück in die Zivilisation. Über teilweise bewohnte Alpen la Motta und Alpe Lüt geht’s durch die von der Sonne aufgeheizten Hänge hinunter nach Premosello. Das ist sogar den Schlangen zu heiss, jedenfalls erblicken wir während der ganzen Zeit keine!
Mit Wehmut und schon jetzt ein bisschen „Längizyti“ verabschieden wir uns von Beat und Annemarie, unseren unkomplizierten und liebenswerten Begleitern der letzten Tage. Es het eifach henne gfägt mit öjich; härzleche Dank!Sie reisen zurück in die Schweiz während wir in Vogogna, dem angeblich schönsten Städtchen im Val d’Ossola, eine Bleibe für die Nacht suchen. Wir freuen uns auf eine gründliche Dusche, Kleiderwaschen, ein richtiges Bett und wieder einmal ein üppiges, feines Znacht! Der richtige Zeitpunkt um neue Pläne zu schmieden!